Cognac Magazin

Alkohol in Pulverform – das Phänomen „Palcohol“

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Mindestens für den Cognac Puristen ist es ein einigermaßen befremdlicher Gedanke, sich diesen „For advanced drinkers only“ Brandy in Pulverform zu geben. Dabei könnte es so einfach sein: Tüte auf, Wasser drauf, fertig. Umgekehrt wäre es vermutlich ebenso befremdlich, wäre nicht irgend ein findiger Erfinder auf genau diese Idee bereits gekommen: ein guter Drink zum fröhlich-instantanen selber mixen.

Somit muss zuallererst festgestellt werden, dass genau dieses Konzept alles andere als neu ist. Zumindest erhältlich sind entsprechende Produkte beispielsweise in Japan seit den 1980ern. Somit brauchte es offenbar die hochoffizielle Genehmigung von „Palcohol“ durch die zuständige US-Behörde, das US Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau, dass eine breitere Öffentlichkeit auf dieses Phänomen aufmerksam werden konnte.

Powdered Alcohol Cognac Palcohol

Nun erfolgte besagte Genehmigung dummerweise, ohne dass der Hersteller Palcohol davon wusste. Dass ergab einige Marketingmaßnahmen, von denen man fragen kann, ob sie so im Sinne des Erfinders, sprich Vertreibers waren.

So ließen es sich etwa The Telegraph, und die Independent nicht entgehen, den experimentierfreudigen Exemplaren unter der Leserschaft einige Empfehlungen mit auf den Weg zu geben, die ein ganz neues Alkoholerlebnis versprechen. Sei es einen Kamikaze in die Guacamole, ein wenig Rum aufs BBQ Sandwich, Cosmopolitan auf den Salat oder fein Vodkapulver aufs Frühstücksei. Yeah! Zumindest am Rande sei noch erwähnt, dass – holy shit und good news für all diejenigen, denen Koks zu teuer ist – man Palcohol auch ziehen kann (oder, äh, könnte – wir distanzieren uns hiermit ausdrücklichst von etwaig missverständlichen Empfehlungen).

Einen nicht ganz unwesentlichen, sagen wir Multiplikationsfaktor in der Hinsicht, stellt die Tatsache dar, dass all das in den Monat April fiel, in dem in den USA traditionell – medial breit kommuniziert und mit etlichen Aktionen begleitet – ein verantwortungsvoller Alkoholkonsum propagiert wird. Einiger, nun ja, zumindest zweideutiger Aussagen auf der Palcohol Website sei Dank, sah sich das Unternehmen schließlich gezwungen, in einigen Statements nochmals eigens zu betonen, dass Palcohol zwar ultra-fix konsumiert werden kann, aber nicht per se zu verantwortungslosem Alkoholkonsum (ver-)führt.

Dass einige der ursprünglichen Aussagen darüber hinaus noch widersprüchlich waren, führte allerdings schließlich dazu, dass die Genehmigung wieder zurückgezogen wurde und voraussichtlich erst im Herbst diesen Jahres greifen wird. Andererseits – no publicity is bad publicity.  Somit dürften man sich bei Palcohol selbst über diese zweifelhafte Aufmerksamkeit gefreut haben.

Powdered Alcohol Cognac Palcohol

Was die Cognac-Liebhaber anbelangt (und um die geht’s uns ja), muss man der Vollständigkeit halber wiederum sagen – und somit ein wenig auf die Sarkasmus-Bremse treten -, dass Palcohol mit Produkten wie ‚Powderita‘ („schmeckt wie Margarita“ (lol)), Mojito und Cosmopolitan, vor allem den Alcopops Markt bedient. Oder anders, und ein wenig böser formuliert, sich an die richtet, die von qualitativ hochwertigen Alkoholprodukten vermutlich nicht so ganz viel verstehen. Insofern ist es zumindest zum jetzigen Zeitpunkt einigermaßen unwahrscheinlich, dass hier die Cognac, Whisky oder Rum Aficionados bedient werden. In diesem Sinne:

Powdered Alcohol Cognac Palcohol

Sources: sbs.com.au, livescience.com, independant.co.uk

Max ist ein Spirituosenexperte und Redner in den Bereichen Marketing, Technologie, Start-ups und Geschäftsentwicklung. Er ist auch ein Landwirt. Er mag Werkzeuge und Maschinen, Game of Thrones und Better Call Saul. Zu seinen Top 10 Cognacs gehören der Audry XO und Bache Gabrielsen 1973.

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