In der letzten Tasting-Session habe ich an zwei sehr interessanten Cognacs von Ferrand feststellen können, dass sich mein Geschmackssinn schon etwas verfeinert hat. Mir sind neue geschmackliche Eindrücke aufgefallen, die ich so in noch keinem Cognac zuvor entdeckt habe. Die Klarheit darüber wird mir auch in diesem vierten Tasting zugutekommen.

Bei dem Gedanken daran warum das eigentlich so ist, habe ich folgende Überlegungen gehabt. Bei dem Genuss von Cognac beginnt man allein schon zu Orientierungszwecken die Sinneseindrücke in Schubladen einzusortieren. Ich habe zu Anfang häufiger einen vergleichenden Gedankengang gehabt wie „Das erinnert mich an die oder die Spirituose“. Aus jetziger Sicht stelle ich fest, dass mich das aber etwas fehlgeleitet hat. Sicherlich gibt es wohl mit guten anderen Weinbränden, Whiskeys, Scotchs und Rums geschmackliche wie geruchliche Überschneidungen. Dass man sich an verschiedene Spirituosen erinnert fühlt, liegt aber vielmehr an den einzelnen zu benennenden Aromaausprägungen.

Ob ein Produkt beispielsweise nach Honig oder Karamell schmeckt, liegt vor allem an der Lagerung, der Reifung, den einzelnen Destillationsprozessen, der Zuwendung von Zucker oder anderen Faktoren. Die „Gattung“ der Spirituose spielt dabei eher weniger eine Rolle wie sie riecht, schmeckt oder aussieht. Sich also ein gewisses Repertoire von geschmacklichen und geruchlichen Sinneseindrücken anzueignen bedarf also ein wenig Arbeit beziehungsweise den Horizont verschiedene Cognac-Sorten probiert zu haben.

In diesem Tasting werde ich mir zwei charakteristische Cask-Finishes von Camus anschauen. „Cask Finish“ bedeutet hier einfach nur, dass die Cognacs in besonderen Fässern reifen konnten um eine spezielle Note anzunehmen. Bei dem vorliegenden Port Cask Finish beispielsweise wurde der Blend in Fässer gefüllt, die zuvor für die Reifung von Portwein gedient haben. Das Monbazillac-Finish weist entsprechend auf die Reifung in Weinfässern aus der gleichnamigen Region hin, in der vornehmlich heller Süßwein gekeltert wird. In diesem Tasting kommt also noch etwas mehr Farbe ins Spiel. Hell gegen Dunkel, Rubinrot gegen Goldblond. Wird hier die sogenannte „Smoothness“ gegen „Kraft“ antreten? Ich habe bislang weder Portweine noch speziellere Cask-Finishes probiert und bin daher sehr auf den Vergleich gespannt.

Die zwei Camus-Cognacs im Test.

Camus wird den meisten vielleicht schon mal im Niedrigpreissegment begegnet sein. Die VS-Variante ist verglichen mit anderen günstigen Cognacs bereits recht gut und vielseitig. Camus-Cognacs fallen durch ihre besondere geschwungene Flaschenform, den großen farbigen Deckel und den, ja, Schraubverschluss auf. Manchmal verkleben die Verschlüsse deshalb auch ein wenig, das stört aber allenfalls nur am Rande.

Das Haus der Familie Camus besitzt mit rund 180 Hektar Fläche 5% des gesamten Borderies-Anbaugebiets. Dieses Cru ist das kleinste Gebiet im Nordosten der Stadt Cognac. Der recht fruchtbare Boden ist durchmischt mit Tonerde in den höher gelegenen Erdschichten. Erst in den tieferen Lagen sitzt der wertvolle Kalk der für blumige Bouquets sorgt. Beide Erdsorten werden sich geschmacklich in diesen beiden Cognacs wiederfinden.

1. Monbazillac Cask Finish

Monbazillac ist ein kleines Weindorf in der Dordogne, südlich von Bergerac gelegen und unterhalb der Dore. Der für diese Region typisch süße Wein ist geschmacklich vielleicht ein wenig mit Federweißer vergleichbar. Camus hat auch dieses spezielle Fassfinish in der leicht wiedererkennbaren Flasche abgefüllt. Das helle Etikett und der strahlende Deckel lassen auf einen fruchtigen, leichten und vor allem süßlichen Cognac hindeuten.

Der Camus Monbazillac Cask Finish im Glas.

Wie das Label vermuten lässt, zeigt sich im Glas ein helles Goldgelb mit einem honigfarbenen Schimmer. Hinter der auffälligen Ziffer „2015“ an der Seite der Flasche verbirgt sich das Jahr der Abfüllung. Die letzten Jahre der Reifung verbrachte dieser Blend im Schlossturm des historischen Chateaus Saint-Aulaye.

Der erste Eindruck in der Nase ist wieder sehr vanillig und erinnert ein wenig an den Ferrand Ambré. Er wirkt süßlich-sahnig, Trockenfrüchte und Aprikosendüfte kommen durch. Manchmal fühlte ich mich hierbei auch an exotisches Obst wie Mango und Pampelmuse erinnert, sogar etwas Kokosnuss schien manchmal durch. Die gesamte freundliche Aufmachung begünstigt zudem gewisse Eindrücke von blumigen Noten. Spuren von hellen Tulpen- und Nelkenblüten kommen in den Sinn.

Trotz der dreijährigen Lagerung in Eichenfässern und dem anschließenden Finish kommen bereits in den Geruchsnoten kaum holzige oder rauchige Aromen durch. Nach einer kleinen Weile im Glas entwickelt sich der Vanille-Duft zu einer deutlichen Karamell-Note, der schon fast zuckrig kandiert wirkt. Definitiv bemerke ich auch Pflaume und Rosinen. In manchen Sitzungen fiel der anfangs angenehme Eindruck von Sahne, Vanille und Karamell teilweise unangenehm auf. So lag ab und zu ein penetrant zuckriger Karamellbonbon-Duft in der Luft.

Der Monbazillac Cask Finish im Detail.

Ich bemerke aber mit diesem Cognac bei den Düften immer sicherer zu werden. Sie zu erkennen und benennen zu können fällt leichter. So bereitet es mir mehr und mehr Freude den Cognac im Glas zu behalten, zu beobachten und ihm Zeit zu geben. Dass sich ein fertiges Produkt nach dem Ausschank noch aromatisch entwickeln beziehungsweise entfalten kann ist eine Vorstellung, der ich vor einiger Zeit noch eher skeptisch gegenüber gestanden wäre.

Geschmacklich allerdings machte sich dieser Eindruck eher weniger bemerkbar. Die deutlich wahrnehmbaren Gerüche waren diesmal auf der Zunge gar nicht so leicht wieder zu erkennen. Insbesondere beim ersten Tasting enttäuschte dieser Cognac etwas in der Intensität und im Aroma, wie es das Nosing zunächst vermuten ließ. Bei 40 Volumenprozent war dieser Cognac trotzdem leicht und angenehm. Der Nachklang war schön und elegant, aber nicht zu kräftig. Im Glas verblieb stets ein leichter Duft von Zitrusschalen.

Mit genau 3000 produzierten Flaschen handelt es sich bei dem Monbazillac um einen sogenannten Small Batch, was die Besonderheit dieses Cognacs unterstreicht. Zur Zeit wird dieser auch nicht mehr auf der offiziellen Webseite von Camus angeboten. Man sollte dabei nicht vergessen: Es gibt wesentlich limitiertere Cognacs. Das soll hier aber gar nicht das Erlebnis schmälern. Dieser Cognac fällt durch seine liebliche Süße auf und ließe sich vermutlich sehr gut zu Desserts servieren.

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2. Port Cask Finish

Anders verhielt sich der Port Cask Finish. Basierend auf der rötlichen Farbe ist ein kräftiger, komplexer und langanhaltender Körper zu erwarten. Der besondere Glanz im Glas erregt sofort Aufmerksamkeit. Portwein gilt ebenfalls als recht süßer aber auch nussig-beeriger Wein. Ich bin gespannt wo die Grenze zwischen Port und der typischen Erwartung an einen Cognac verlaufen wird.

Der Camus Port Cask Finish im Glas.

Von Anfang bis Ende verhält sich dieser Cognac eigen und charakteristisch. Das Port-Finish gibt diesem Cognac einen besonderen Touch, der sowohl durch den Eindruck im Glas, in der Nase, auf der Zunge sowie im Nachklang stringent bleibt und präsent ist. Farblich zeigt sich ein beeriger Schimmer aus Bernstein-Kupfer.

Im Nosing sticht eine interessante Kirschnote heraus, die ich so bisher bei noch keinem Cognac entdecken konnte. Hier zeigt sich deutlich das besondere Finish. Der Cognac wurde im Anschluss an das gebräuchliche Herstellungsverfahren von Camus zur weiteren Reifung in Tawny-Fässern abgefüllt.

Geschmacklich entwickelt sich die Kirsche zu einem zimtig-pfeffrigen Bouquet. Es ließe sich deshalb eventuell vermuten, dass dieser Cognac vorwiegend für die Wintermonate kreiert wurde. Das Port-Finish macht sich hier schön bemerkbar und kreiert eine besondere Note. Es kommt auch ein wenig Nussigkeit durch, die am ehesten an Walnuss erinnert.

Im Abgang verhält sich der Cognac extrem smooth, sogar fast ölig. Im direkten Vergleich zum Monbazillac wirkt dieser reifer, edler, irgendwie gesetzter und ruhiger, dafür aber bei 43,2% auch etwas kräftiger. Dieser Cognac erinnert mich am ehesten an das Wort Weinbrand. Hier liegt eine gewisse Schwere vor, die an dieser Stelle aber durchaus positiv gemeint ist. Es verbleibt eine leicht pfeffrige Note. Toll sind auch die kakaoigen Röstaromen, die diesem Cognac noch eine zusätzliche Dimension verleihen.

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Der Camus Port Cask Finish im Detail.

Wie der Monbazillac ist auch der Port-Finish ein Small Batch. Die vorliegende Flasche war mit der Ziffer 03735A nummeriert. Tatsächlich ist aber gar nicht so viel über die Limitierung bekannt. Obwohl hier zwei Cognacs des gleichen Hauses mit Süßwein-Finish verglichen wurden, beeindruckte das Port-Finish ein wenig mehr. Sicherlich ist das hier eine Geschmacksfrage und insbesondere zu süßen Backwaren könnte ich mir den Camus Monbazillac sehr gut als Digestif vorstellen. Wie bei allen vorherigen Tastings auch, wurden die beiden Cognacs stets „neat“ getestet, also pur. In dieser Tasting-„Disziplin“ gefiel mir daher das Port-Finish besser. Kurze Recherchen haben zu Anfang gezeigt, dass sowohl ein Monbazillac- als auch ein Port-Finish für Cognacs relativ neu und unüblich sind. Das unterstreicht die Spezialität dieser beiden Cognacs.

Für ein kommendes Tasting werde ich mir vornehmen mehr auf den Abgang der Cognacs zu achten. Es gilt die Eindrücke aus dem Nosing noch besser in Verbindung mit dem Nachklang zu setzen. Vielleicht macht es zudem sogar auch Sinn, sich an eine Blindverkostung heranzutrauen.

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Autor/in

Max ist ein Spirituosenexperte und Redner in den Bereichen Marketing, Technologie, Start-ups und Geschäftsentwicklung. Er ist auch ein Landwirt. Er mag Werkzeuge und Maschinen, Game of Thrones und Better Call Saul. Zu seinen Top 10 Cognacs gehören der Audry XO und Bache Gabrielsen 1973.

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