Letzten Sommer unternahm ich einen Ausflug nach La Rochelle, um auch die Cognac Region Bois Ordinaires kennenzulernen. Nicht weit von La Rochelle liegt auf dem Land das schöne Anwesen La Péraudière der Familie Normandin-Mercier, die seit 150 Jahren Cognac herstellt.

Um einen kleinen weiteren Einblick über die Herstellung und die Kunst des Cognac-Machens in seiner gesamten Fertigungstiefe zu erhalten, nahm ich an einem Masterblending Workshop teil. Ich fuhr morgens um 9.00 Uhr also nach La Péraudière und wurde sehr freundlich von der Familie mit Café und Croissants in Empfang genommen, bevor wir uns an die Arbeit im Atelier machten.

Eine große Auswahl an Eaux-de-Vie und Cognacs stand mir zur Verfügung, um daraus zunächst fünf zu wählen aus denen ich einen eigenen Cognac blenden sollte. Diese Auswahl dauert bestimmt über eine Stunde in der ich nur mit der Nase versuchte viele der zur Verfügung stehenden Eaux-de-Vie zu entdecken.

Dann setzten wir uns ins Atelier und fingen an die unterschiedlichen Eaux-de-Vie in unterschiedlichen Mengenkonstellationen miteinander zu vermählen. Gekostet hatte ich bis dahin noch kein einziges Eau-de-Vie. Es lief alles über die Nase. Zwischendurch rochen wird an Kaffeepulver, das den Geruchssinn wieder neutralisierte. 

Um dem Cognac einige Grundarmomen wie Rauch, Kaffee und Leder zu verleihen gab ich einige Tropfen von einem sehr alten Eau-de-Vie in das Glas und ergänzte es mit einem sehr jungen, hellen Eau-de-Vie, welches die floralen und leicht fruchtigen Noten meines Cognacs hervorheben sollte. Die weiteren drei Bestandteile waren die größte Herausforderung, da sie den geschmacklichen Charakter des Cognacs zwischen dem ersten Nippen und dem milderen Abgang abbilden sollten. 

Am Ende entschied ich mich, nicht alle drei zu nehmen, sondern nur für ein weiteres Eau-de-Vie, das eine salzigere und deutlich floralere Note hatte. Als wir nach über drei Stunden den Cognac fertig geblendet hatten, füllten wir ihn in der hauseigenen Abfüllanlage ab und etikettierten und versiegelten ihn ebenfalls in der Werkstatt. 

Das Anwesen und die Menschen an diesem Ort sind für mich ein bleibendes Erlebnis, da die Tradition des Herstellungsverfahrens, die notwendigen z.B. ökologischen Neuerungen trotzdem im Geiste dieses Ortes bewahrt und doch vorangetrieben werden.

Tasting: Cognac Grande Champagne La Péraudière

Nun habe ich die Ehre den Cognac von Normandin-Mercier – La Péraudière bei meinem ersten Beginners Tasting zu verkosten. Dieser Cognac wurde zum 140-jährigen Bestehen von Normandin-Mercier (gegründet 1872) auf den Markt gebracht. Das Besondere an diesem Cognac ist, dass die Eaux-de-Vie dafür in den Fässern von 100 Jahre alten Eichenbäumen des Anwesens La Péraudière gereift wurden, welche für eine besonders feine Faserung bekannt sind. Zudem reifte der Cognac an der Küste des Atlantiks.

Dieser Cognac ist ein Grande Champagne Premiere Cru von 1992, Brut de Fût, 42,7%vol und ist mit einer Auflage von 1.000 Flaschen limitiert.

Der Dekanter wird in einem ästhetischen Karton geliefert, der mit einer Banderole zusammengehalten wird. Geöffnet wird dieser Karton in dem man die Banderole abzieht und den gesamten Karton wie einen Deckel hochhebt. Es ist als packte man ein Geburtstagsgeschenk aus! In dem Boden des Kartons befindet sich ein Dropstop gebrandet von Normandin-Mercier. Dieser ist auch unbedingt zu nutzen, da die Flaschenform ohne ihn zum Verschütten einlädt.

Der Dekanter selbst ist ein originell gewürfelter Glaskubus, der ein Hingucker in jeder Cognac Bar oder jedem Schrank ist.

Die Farbe des Cognacs hat einen warmen hellen Kastanien Ton.

Die Nase ist mild und weich und sehr ausgeglichen mit Farben von Feige, kandierten Früchten und einer floralen Note von Veilchen mit Rosenblättern. Keine Note sticht als extrem hervor. Unter diesem ersten Eindruck liegt eine Ebene mit einer buttrigen, malzigen Karamell Note die bis ins rauchige geht und einer Note die den kalkigen Boden der Grande Champagner erahnen lässt. 

Nur noch wenige Flaschen sind übrig des Normandin-Mercier La Peraudiere. Finden Sie das Produkt hier auf dem Shop.

Der Gaumen ist zunächst intensiv mit einem kurzen fruchtigen Einstich, der sich dann ebenfalls ins rauchige verwandelt. Über die Zeit werden weitere Aromen erkennbar, er bekommt eine erdige fast moosige Anmutung die durch eine Buttrigkeit abgemildert wird. Diese werden auch hier von einer leichten Veilchen Note begleitet.

Der Abgang ist sehr mild und ausgeglichen, die vorherigen, typischen Rancio Noten bleiben erkennbar, werden aber von einer fruchtigen Note, wie Datteln und Feigen ergänzt.   

Man sollte ihn auf jeden Fall pur und aus einem klassischen Nosingglas verkosten, dann hat man ein Geschmackserlebnis, was die Tradition des Hauses zum Besten gibt!

 Ich habe den Cognac an zwei Tagen getestet.

Im ersten Schritt habe ich einen Eindruck über Nase und Gaumen bekommen und mir Notizen gemacht.

Im zweiten habe ich am nächsten Morgen, direkt nach dem Aufstehen nur mit einem Kaffee, Brot und einem Glas Wasser im Bauch, die Notizen mit einem weiteren Glas überprüft. Ein bis zwei Noten, die ich am Vorabend auf meine Tastingnotizen geschrieben hatte, konnte ich tatsächlich nicht mehr bestätigen.

Die Methode direkt zu Beginn des Tages einen Cognac zu verkosten, wie ich es bei Normandin-Mercier gelernt hatte, hat sich für mich als sehr lohnenswert herausgestellt, da man noch mit wenigen anderen olfaktorischen Eindrücken konfrontiert ist. 

Der Geruchssinn und der Geschmacksinn, sind noch gleichermaßen frisch und weniger beeinflusst. Das ist für mich, die noch etwas neu auf dem Gebiet des Tastings ist, eine gute Variante, um den Cognac in all seinen Facetten kennenzulernen.


Autor/in

Theresa liebt Oper, Theater und Kunst. Arbeitet in der Oper am Nationaltheater Mannheim. Seit ihrem ersten Sidecar in ihrer Liebelingsbar in Frankfurt, hat sie angefangen sich für Cognac zu interessieren und kann nicht mehr aufhören alles darüber entdecken zu wollen.

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