Der Pineau des Charentes oder schlicht Pineau ist ein französischer Aperitif. Gerne wird er auch zum Dessert gereicht, also als Digestif. Hierzulande ist Pineau noch einigermaßen unbekannt. In der kulinarischen Landschaft der Charente hingegen ist er sehr beliebt. Aber auch außerhalb der Charente spielt Pineau in Frankreich noch eine eher untergeordnete Rolle. Auf dem Weg zum Cognac-Experten ist eine zumindest flüchtige Bekanntschaft mit Pineau obligatorisch, gar unverzichtbar und darüber hinaus: délicieux. Schauen wir uns die Spirituose also einmal genauer an.

Eine kleine Einführung: Pineau des Charentes gilt als Likörwein und besteht aus leicht vergorenem Traubenmost und Eau-de-vie, also Cognac-Anteilen. Genau so wie Cognac unterliegt der Pineau den AOC-Kriterien (Appellation d’Origine Contrôlée), wobei das zugelassene geografische Gebiet praktisch identisch mit dem der Cognac-Herstellung ist. Pineau wird typischerweise gekühlt serviert, bei 8 bis 10 °C, und zwar stilgerecht in einem tulpenförmigen Glas. Aber auch als Cocktail macht er sich sehr gut.

Ein Straßenschild in der Charente.

In den verschiedenen Regionen Frankreichs gibt es vergleichbare Kombinationen aus vergorenem oder unvergorenem Most und einem entsprechenden höherprozentigen Pendant: Troussepinette in der Region Vendée, der Armagnac-basierte Floc de Gascogne, oder der Pommeau in der Normandie, der sich aus Apfelmost und einem Calvados-Apfelschnaps zusammensetzt.

Entstanden ist diese Kombination aus gewöhnlichem Most und höherprozentigen Spirituosen einer Legende nach durch einen schlichten Zufall: Während der Ernte im Jahr 1589 verpasste ein Winzer einem leer geglaubten Eichenfass eine Füllung Traubenmost. Als das Fass einige Jahre später geöffnet wurde, befand sich darin – einem Rest Eau-de-Vie sei Dank – das, was heute als Pineau des Charentes bezeichnet wird. Von nun an wurde das köstliche Zufallsprodukt nicht nur von den Gutsfamilien der Region in Ehren gehalten. Für den kommerziellen Gebrauch wird Pineau in größeren Mengen erst seit den 1930er Jahren hergestellt.

Eine Ugni-Blanc-Rebe.

Der typische Geschmack ist süßlich-rund. Der Traubenmost lässt sich aber differenziert herausschmecken. Durch seinen Säurecharakter bekommt Pineau einen leichten Biss. Der Alkoholgehalt variiert, das hängt vor allem von der späteren Weiterverarbeitung ab. Pineau besitzt oft einen goldgelblichen Farbschimmer, kann aber auch rosé, rot oder noch komplexere rot-braune Farben annehmen. Üblicherweise liegt der Alkoholanteil zwischen 16% und 22%.

Für die Herstellung werden die Rebsorten Ugni Blanc, Folle Blanche und Colombard verwendet. Manchmal können auch Sauvignon Blanc, Sémillon oder Montils-Trauben benutzt werden. Wie aus der Legende hervorgeht, reift Pineau in Eichenfässern heran. Auch die Spezialität Vieux Pineau erlangt seine Komplexität durch überlange Lagerung in Eichenfässern. Soll ein eher rötlicher Charakter erreicht werden, füllt man die Flüssigkeit in Edelstahlbehältern ab.

Ganz gleich aber, ob rot oder weiß oder alles, was dazwischen liegt: Wahre Cognac-ExpertInnen sollten diese Spezialität unbedingt probiert haben!

Eine große Auswahl an verschiedenen Pineau-Flaschen finden Sie in unserem Shop.

Autor/in

Max ist ein Spirituosenexperte und Redner in den Bereichen Marketing, Technologie, Start-ups und Geschäftsentwicklung. Er ist auch ein Landwirt. Er mag Werkzeuge und Maschinen, Game of Thrones und Better Call Saul. Zu seinen Top 10 Cognacs gehören der Audry XO und Bache Gabrielsen 1973.

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