So etwas wie “deutschen Cognac” kann es gar nicht geben, da Cognac eine französische Bezeichnung ist, ein Prädikat sozusagen. Zwar wurde früher der Begriff „Cognac“ oder auch „Kognac“ in Deutschland verwendet, dies ist heutzutage allerdings unzulässig und wird von der französischen Cognac-Industrie aufs schärfste kontrolliert.

In Deutschland nennt man destillierten Wein korrekterweise “Deutschen Weinbrand”. Und die Spirituose kann nur dann diese Bezeichnung tragen, wenn der Alkoholgehalt mindestens 38% Vol. beträgt und eine amtliche Prüfungsnummer auf dem Etikett vorzufinden ist. Weinbrand ist nicht zu verwechseln mit Branntwein, welcher generell alle durch Destillation hergestellten Spirituosen mit einem Minimalalkoholgehalt von lediglich 15% Vol. vorweisen muss.

Deutscher Weinbrand
Der wohl bekannteste deutsche Weinbrand ist der seit 1892 produzierte Asbach Uralt. Er kommt aus dem Anbaugebiet Rüdesheim am Rhein und führte als erster überhaupt den Begriff “Weinbrand” ein. Aufgrund des nach dem Ersten Weltkrieg eingeführten Gesetz, dass alle französischen Ursprungsbezeichnungen (wie “Cognac” oder auch “Champagner”) schützen sollte, führte Hugo Asbach die Bezeichnung in Deutschland gezwungenermassen ein.

Ein weiterer, stark verbreiteter Weinbrand ist Chantré, der aus Eltville, auch am Rhein, stammt. Das Getränk wird seit 1953 in extrem hoher Auflage vertrieben und ist mit rund 15 Millionen Flaschen unter den meist verkauften Spirituosen in Deutschland. Chantré ist allerdings heute eher mit billigem Fusel assoziiert, den man für wenig Geld an Tankstellen und in Kiosken kaufen kann. Chantré z.B. darf offiziell nicht als “Deutscher Weinbrand” gekennzeichnet sein, da der Alkoholgehalt nur 36% Vol. aufweist.

Wilthener Goldkrone und Urahn sind zwei weitere Produkte, die man entfernt mit dem französischen Cognac vergleichen kann, allerdings weisen sie lediglich 28% Alk Vol. vor und dürfen somit nicht mal als echter “Weinbrand” klassifiziert werden. Die der Hardenberg-Wilthen angehörige Wilthener Goldkrone stammt jedoch aus einem traditionsträchtigen Weinbrand-Haus und stellt neben dem Standardprodukt auch Weinbrände in XO und VSOP Qualität her.

Ein Geheimtip ist der Weinbrand „Der Alte“ von Copper’s. Nicht allzu verbreitet, bietet er eine güstige Alternative zu einem mittelalten Cognac und kommt in einer eleganten Flasche.

Es gibt eigentlich in jedem Land ein Pendant zu Cognac, nur darf es eben nicht so genannt werden. In Spanien gibt es den berühmten Brandy de Jerez, in Italien den Vecchia Romagna, in Portugal den Macieira. Es gibt sogar Armenian Brandy und chilenischen Pisco, der auch eine Weinbrandgattung ist. Natürlich scheiden sich die Geister was die Qualität angeht. Viele behaupten, dass der französische Cognac unangefochten der beste Weinbrand ist, den es auf der Welt gibt. Andererseits bewegt man sich hier eben auch in einer anderen Preisklasse.

Autor/in

Max ist ein Spirituosenexperte und Redner in den Bereichen Marketing, Technologie, Start-ups und Geschäftsentwicklung. Er ist auch ein Landwirt. Er mag Werkzeuge und Maschinen, Game of Thrones und Better Call Saul. Zu seinen Top 10 Cognacs gehören der Audry XO und Bache Gabrielsen 1973.

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