Was ist eigentlich…? – Nach Was ist eigentlich… Armagnac? und Was ist eigentlich… Pineau? heute mit einer neuen Folge: Was ist eigentlich… der Unterschied zwischen Cognac und Wodka? Oder: wir stellen die Sophistiziertheit des Cognacs dem Glitzer Bling Bling des Wodkas gegenüber. Das ist natürlich ziemlich frankly speaking und zugleich grob schematisch, aber gut.

Andererseits, man kann diese Frage durchaus stellen: was ist beispielsweise der Unterschied zwischen Hennessy als populärstem Cognac Brand und Grey Goose als der profitabelsten Wodka Marke (selbst wenn – für diejenigen, die’s immer ganz genau wissen wollen – Smirnoff die höheren Verkaufszahlen vorweisen kann)?

Versuchen wir uns der ganzen Sache mal nach und nach zu nähern.

Herstellungsprozess

Cognac ist ein AOC Produkt und kann nicht nur in einer ganz bestimmten Region, der – genau! – Cognac Region, sondern nur, und zwar wirklich tatsächlich nur aus Trauben hergestellt werden. In den allermeisten Fällen sind das Ugni Blanc, Folle Blanche oder Colombard Trauben.

Demgegenüber ist man bei der Herstellung von Wodka nicht, ganz richtig, überhaupt nicht festgelegt – weder was das Ausgangsmaterial noch was etwaige geographische Restriktionen anbelangt. Wodka kann überall und aus allem hergestellt werden. Na gut, nicht ganz. Zumindest in der Regel wird Wodka aus Getreide wie Weizen oder Roggen hergestellt, ebenso aber auch aus Kartoffeln, in sehr seltenen Fällen sogar aus Trauben. Und als sei das des Guten respektive Verwirrenden nicht schon genug, gibt es das Beispiel Ciroc, eine Wodka Marke, die – unter anderem – mit Ugni Blanc Trauben aus der Cognac Region arbeitet.

Cognac Vodka

Herstellungsdauer

Eine pauschale Aussage zur Herstellungsdauer von Cognac zu treffen ist schlicht nicht möglich. Das jüngste eau-de-vie in einem VS muss mindestens zwei Jahre im Eichenfass gereift sein, ebenso gibt es auch Hors d’Age Cognacs, deren eaux-de-vie mehrere Jahrzehnte gereift sind.

Demgegenüber liegt die Sache beim Wodka einfacher. Wodka kann binnen weniger Tage hergestellt werden, darüber hinaus lässt sich von der Herstellungsdauer nicht auf die Qualität schließen. Auch ein Premium Wodka wie Grey Goose wird innerhalb weniger Tage hergestellt werden.

Farbe

So unterschiedlich die Farbe von verschiedenen Cognacs sein mag, allein das geheimnnisvoll-bernstein-goldene Leuchten des Cognacs gibt in seinen unterschiedlichen Facetten einen – Achtung, Wortsynästhesie – Vorgeschmack auf das, was einen dann auf der Zunge erwartet: Cognac ist ein edler, komplexer Brandy. Punkt (bzw. danach gehts erst richtig los).

Dagegen ist Wodka schlicht klar, durchsichtig, etwas – zumindest in unserer bescheidenen Auffassung – weniger inspirierend.

Cognac Vodka

Kosten

Sowohl durch die Verknappung, die sich mit der geographischen Gebundenheit einstellt, als auch hinsichtlich der Herstellungsdauer, die wie oben benannt, durchaus auch mal mehrere Jahrzehnte beträgt, kann der Preis eines Cognacs in die Tausende gehen. Freilich wird man einen VS auch für 30 € erstehen können, aber es ist durchaus keine Ausnahme, wenn – bei einem älteren Cognac – dahinter noch zwei Nullen gehängt werden.

Demgegenüber wird man selbst für den Ultra-Premium Wodka nie mehr als einige hundert Euro bezahlen. Warum? Eben weil hier nicht die geringste Verknappung besteht. Und man vermutlich auch einiges anstellen müsste, um eine solche künstlich zu erreichen.

Geschmack

Geschmack ist subjektiv – heißt es. Ob das so richtig ist, sei dahin gestellt, und gegenteilige Auffassungen sollen an dieser Stelle mal unberücksichtigt bleiben. Vielleicht formulieren wir auch anders und sagen: Geschmack ist vielfältig. Und eben solches trifft auf unseren geliebten Ambrosia der Neuzeit (aka Cognac) zu.

Auge, Nase, Zunge – noch weit vielfältiger als die Sinne, die beim Cognac angesprochen werden, sind die Aspekte, die auf ihn selbst Einfluss nehmen: sei es die Traubenart oder die Eigenheit des Bodens, sei es das Erntejahr mit seinen spezifischen klimatischen Bedingungen, sei es der Reifeprozess und -grad, sei es der endgültige Verschnitt (Cuvée) durch den jeweiligen Kellermeister.

Hinzu kommt eine Komplexität, die jüngst auch in einer Studie der Technischen Universität München bestätigt wurde (hier entlang, allerdings nur auf Englisch): Beim Cognac ist von Frucht- und floralen Noten über Tabak- und Trüffelaromen bis hin zu Anklängen an Kaffee und Pfeffer prinzipiell so ziemlich alles drin, was der Mensch zu schmecken vermag.

Dagegen schmeckt Wodka nach, nun ja, Wodka. Oder etwas weniger polemisch: die Diversität der Aromen ist ungleich geringer.

Und mit diesem zum Schluss noch mal einigermaßen eindeutigen Ergebnis bis zum nächsten Mal bei „Was ist eigentlich…?“

Autor/in

Max ist ein Spirituosenexperte und Redner in den Bereichen Marketing, Technologie, Start-ups und Geschäftsentwicklung. Er ist auch ein Landwirt. Er mag Werkzeuge und Maschinen, Game of Thrones und Better Call Saul. Zu seinen Top 10 Cognacs gehören der Audry XO und Bache Gabrielsen 1973.

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